Drei Fragen von uns an dich zum Wahltag

1.) Was kann sich ändern, wenn du immer die gleichen Parteien wählst?

Wenn die Umfragen stimmen, wird nach der Wahl am 29. September nichts anders werden als bisher. Die Stimmverteilung wird sich im niedrigen einstelligen Bereich verschieben. SPÖ und ÖVP werden ein bisschen weniger, FPÖ und Grüne ein wenig mehr Stimmen haben. Die Türschilder an den Büros des BZÖ werden durch jene des Team Stronach ersetzt. Und sonst? Glaubst du, dass ein paar Prozent hin oder her irgendetwas ändern werden?

Du bist unzufrieden! Unzufrieden damit, dass die Politik sich vom Souverän – das sind wir alle – entfremdet hat. Dass Politik ein „postdemokratisches“ selbstreferenzielles System geworden ist, das sich selbst genügt. Wir verstehen das. Aber was kann sich daran ändern, wenn du eine Partei wählst, die genau das nicht in Frage stellt? Ist nicht längst Pflicht Nr. 1 jeder Partei, das politische System, wie es jetzt ist, zu hinterfragen und Demokratie, Teilhabe und Mitbestimmung weiterzuentwickeln?

2.) Warum glaubst du, dass eine Stimme für die Piraten eine verlorene Stimme ist?

Eine Stimme für die Piraten ist verloren, weil die ja ohnehin nicht ins Parlament kommen, denkst du? Dieses Befürchtung können wir nicht wegwischen.

Aber was ist die Alternative? Der deutsche Soziologe Harald Welzer hat im letzten Spiegel den schönen Satz geschrieben: „Die zur Gewohnheit gewordene Entscheidung für das kleinere Übel ist die eigentliche Ermöglichung des größeren.“

Brauchen wir nicht – 30 Jahre nach den Grünen – eine neue Partei „Out-of-the-Box“? Eine Partei, die nicht einfach eine Stellschraube hier oder da anders dreht, sondern, die – durchaus naiv – das alles in Frage stellt? Eine Partei, die nicht ein anderes Medikament verschreibt, sondern eine neue Diagnose stellt und neue Therapievorschläge erarbeitet? Ist nicht deine Stimme gerade dann nicht verloren, wenn sie eine Stimme „Out-of-the-Box“ ist? Eine Stimme, die es – so ehrlich wollen wir sein – vielleicht (noch) nicht ins Parlament schafft; aber eine Stimme, die sagt, dass es außerhalb des Bestehenden Lösungen, Denkmodelle und Utopien gibt. Die internationale Piratenbewegung ist nicht mehr aufzuhalten. Deine Stimme wird – das können wir versprechen – die nächsten 5 Jahre nicht verstummen.

3.) Warum glaubst du, dass Nicht-Wählen eine Option ist?

Von der Politik bist du enttäuscht oder überhaupt angewidert? Und du glaubst, Nicht- oder Weiß-Wählen ist eine Statement? Aber wo kommt dieses Statement an? Weiß- und Nichtwähler sind eine Randnotiz am Wahlabend. Und den Rest der Legislaturperiode? Zählt nicht eine Stimme für den Gegenentwurf zur Politik, wie wir sie kennen, mehr? Selbst wenn dieser Gegenentwurf nur ein Versuch ist. Ob dieser Versuch – wir nennen ihn Liquid Democracy – gelingt? Garantieren können wir das nicht. Garantieren können wir dir nur eines: Wir werden – egal wie die Wahl ausgeht – weiter um deine und unsere Freiheit, um deine und unsere Grundrechte, um unser aller Demokratie kämpfen.

Hat nicht gerade deswegen der Versuch, es anders zu machen, viel eher deine Stimme verdient, als die Resignation vor dem Bestehenden?

Mit besten Grüßen,
Für die Piratenpartei: Mario Wieser, Juliana Okropiridse, Philip Pacanda & Bernhard Hayden
kand_romarioJuliana OkropiridsePhilip PacandaBernhard Hayden

16 Kommentare

  1. 1
    Matthias

    Guter Anfang bleibt ehrlich und informiert euch wo es gute Alternativen gibt (Deutsche Piraten, Island, Schweden)!

  2. 2

    1]

    2]
    1] Interessante Frage, deren Beantwortung in erster Hinsicht radikal von einer weiteren Frage abhängt: „Können grundlegene Änderungen in unserer derzeitigen Gesellschaft tatsächlich mit Wahlen herbeigeführt werden oder gibt es bessere Wege?“. Lassen wir diese wichtige Frage einmal beiseite, dann stoßen wir auf die nächste Frage: „Wen wähle ich eigentlich immer?“.

    Die suggestive Fragestellung zielt natürlich darauf ab Leute zu angeln (oder zum Denken zu bringen, je nach Auslegung), die seit Ewigkeiten nur Rot oder Schwarz wählen. Was, wenn ich immer die Grünen oder die KPÖ gewählt habe? Der Wechsel meiner Stimme alleine bringt keinen gesellschaftlichen Wechsel. Gesellschaftlicher Wechsel entsteht in den Köpfen der Leute. Und das fängt dann an, wenn sie mit Demokratie in Berührung kommen. Wenn man schon in Schulen lernt, dass die Lehrer, Direktoren und wenns gut geht auch noch die Eltern entscheiden wie was gemacht wird, und man kann einen Schulsprecher wählen, der ist aber mehr Alibi, wie soll man dann erwarten, dass die Menschen bereit sind für eine direkte Demokratie?

    2] Ich glaube nicht, dass die Stimme für die Piraten eine verlorene Stimme ist. Ich werde sie trotzdem nicht wählen, obwohl ich das Parteiprogramm der Piraten kenne und auch jeden Punkt zustimme. Für mich liegt das Problem daran, dass ich den österreichischen Piraten im jetzigen Zustand nicht zutraue das auch so für mich zu vertreten (mag sein, dass Insider jetzt aufspringen, aber so sehe ich das halt, als junger eher linker, sehr sehr Internetaffiner Mensch). Für mich ist die Grenze zwischen Pirateninterner Nerdkultur und der derzeitigen medialen Politik zu scharf und ich befürchte bei einer Wahl, dass die Piraten beginnen bestehende politische Modelle zu kopieren (ähnlich wie es die Kollegen in Deutschland meiner Meinung nach zum Teil getan haben).

    Trotz allem sehe ich in einem liquiddemocracyartigen Delegiertensystem eine große Chance (auch wenn bei digitaler Umsetzung die schwelende Frage der Sicherheitsproblematik im Raum steht). Wenn die Piratenpartei, mich gewinnen möchte, dann durch einen massenkompatibleren Zugang zu diesem System und deren Einbindung in regionale Kontexte. Wie bei jeder Partei fürchte ich allerdings, dass nicht die Vernunft obsiegen wird, sondern die populäre Meinung.

    3] Ich glaube nicht, dass es eine Option IST, sondern dass es eine sein sollte. Ich trete gut und gerne für ein negatives Wahlrecht (wie in Indien) ein, so dass die Sitze im Parlament auch wirklich die Bevölkerung wiederspiegeln. Das hätte nicht nur eine Veränderung der demokratischen Kultur zur Folge, sondern würde z.B. 2/3 Mehrheiten über die Köpfe der halben Bevölkerung hinweg unmöglich machen.
    3]

  3. 3
    Sebastian

    @forellenmensch :
    Zit.:Ich werde sie trotzdem nicht wählen, obwohl ich das Parteiprogramm der Piraten kenne und auch jeden Punkt zustimme.
    Obwohl sie jedem Punkt zustimmen werden Sie sie nicht wählen..
    Das gibt mir zu denken, da ich die anderen Programme kenne und es mich deshalb wundert, wen sie denn dann wählen würden. Wieder die gleiche Partei wie immer, denen sie doch nicht zu 100% zustimmen können? Ist es nicht wichtiger denjenigen unsere Stimme zu geben, der zu 100% für uns spricht, egal jetzt, ob es realistisch ist oder nicht, da ja warscheinlich kaum eine Äderung in Sicht ist? Das ist zumindest etwas was ich unter Demokratie verstehe… Jemanden in der Regierung haben zu wollen, der meine Ansichten vertritt aka Volksvertreter!

  4. 4
    Zidek Georg

    Dass es so weiter geht wie immer,vor den Wahlen groß reden,nach den Wahlen passiert dann nichts was gesagt worden ist!

  5. 5
    Bruno Moltinger

    Hey „forellenmensch“ – tu was, mach dein Kreuz aber nicht wieder bei den alteingesessenen Wirtschaftsfreunderln, Steuerhinterziehern, Preis- und Sklaventreibern, Zinseszins-Plünderern, Euro-Killern (der Euro wäre an sich eine der besten Währungen, die auf diesem Planeten je in Umlauf war, wird aber von Europaverrätern und Staatsverbrechern wie Merkel, Konservativen u.a. in Grund und Boden gefahren, sobald sie ihre Milliarden-Schäfchen aus Spekulation und Beteiligungen im Trockenen haben ) – für all diese Leute stehen die Altparteien !!
    Sondern MACH eins, am besten bei einer jener Parteien, die den Altparteien am besten schaden können, denn die Alten reißen sich die Stimmen / Mandats-Plätze der Nicht+Ungültigwähler durch einen perfiden Rechentrick, zu dem auch die demokratiefeindliche 5-%-Hürde zählt, eiskalt unter den Nagel !
    Gib einer wählbaren Partei DEINE Stimme, auch wenn sie nur 1/2 Promille von 1/2 Promille zählt – SIE ZÄHLT – und macht den Alten Angst ! Und Angst ist die Waffe, mit der wir und unsere Kinder und Enkel in einem langen Generationenkampf dieses verrottete Banken-, Zinsen-, Inflations- Spekulations-System bekämpfen und besiegen werden !
    Jedes Wähler-„Kalb“, das immer wieder seinen gleichen Metzger wählt, ist m.M.n. politisch grenzdebil und muß durch UNSERE Stimmen neutralisiert werden. Tun wir es und reden wir mit anderen Berechtigt-Zweifelnden darüber – es wird halt ein sehr, sehr langer Kampf – Aber: VENCEREMOS : Wir werden siegen !

  6. 6
    Wahlgeher

    Bei der heutigen politischen Landschaft, wären Wahlen längst abgeschafft worden, wenn sie die Politische Landschaft „ändern“ würden.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt – darum gehe ich noch Wählen…

  7. 7

    Danke für eure Ehrlichkeit.
    Arbeiten und kämpfen wir weiter! Die Ideen der Piraten müssen in der Öffentlichkeit bekannter werden.

  8. 8

    Meine Stimme habt. Höchste Zeit für ein Umdenken!

  9. 9

    Hab mein Kreuz heute auch bei den Piraten gemacht.
    Was mich an der medialen Berichterstattung stört ist dieser „Sonstige“-Balken im Diagramm. Als wären die Parteien weniger wert.
    Und die 4% Hürde, die den kleinen Parteien das Leben schwer macht.

  10. 10
    Florian

    Also, wenn die Wahl nicht sowieso getürkt wurde…. Gibts ja gar nicht. Wenn ich mir manche „provisorische“ Wahllokale angeschaut habe..

  11. 11

    Für euch gestimmt! Bitte weitermachen, ich möchte, dass einer wie ich im Parlament sitzt. Mir gefällt der Liquid Democracy ansatz. Zudem begrüße ich, dass ein Bundesvorstand anstantt eines Bundesvorsitzenden die Vertretung macht.

    • christoph

      Danke für deine aufmunternden Worte. Ein wichtiger nächster Schritt wird sein, dass wir die (personelle und finanzielle) Basis der Piratenpartei verbreitern. Deswegen.
      Wenn euch die Piraten und unsere Ideen am Herzen liegen. Bitte Mitglied werden! „Schwarmintelligenz“ funktioniert umso besser, je größer der Schwarm ist!

      Und wenn du Mitglied bist. Nicht abschrecken lassen. Es läuft noch vieles nicht optimal, aber wir sind auf einem guten Weg.

  12. 12
    wählerpotenzial netzpolitik 30k

    Ich denke es ist an der Zeit sich (inkl mir) einzugestehen dass für eine breite Opposition der Themenkreis Netzpolitik gelinde gesagt nicht ausreicht. Die Piraten haben es weder national noch international geschafft sich als breite Oppositionspartei zu verkaufen.
    Es wird aus meiner Sicht gute Grundlagenarbeit geleistet, diese gilt es jetzt an den Mann zu bringen. Die Grundlegenden Übereinstimmungen sind da: http://neos.eu/_download/downloads/paper-netzpolitik.pdf

    so long and thanks for all the fish

  13. 13
    christoph

    @2 of 9, @m, @j, @ew, @Florian, @ Wahlgeher

    Danke für eure aufmunternden Worte. Ein wichtiger nächster Schritt wird sein, dass wir die (personelle und finanzielle) Basis der Piratenpartei verbreitern. Deswegen.
    Wenn euch die Piraten und unsere Ideen am Herzen liegen. Bitte Mitglied werden! „Schwarmintelligenz“ funktioniert umso besser, je größer der Schwarm ist!

  14. 14
    UnplayedNamer

    nun habt ihr 4 jahre zeit, aus euren fehlern zu lernen und euch zu stärken! nützt diese zeit, ergänzt eure schwerpunkte (mehr wirtschaftliche aspekte!!!) und präsentiert euch mehr und öffentlicher! ich wette, dass ihr so gleich um einiges mehr stimmen bekommen werdet.
    die jugend habt ihr schon gewonnen, aber ein wenig mehr „spießer-kram“ (siehe: wirtschaftliche vorschläge) und besseres organisieren können euch dabei helfen mehr wähler zu interessieren.. 🙂

    Ahoi!